Zeitraffer (Timelapse)
Zeitraffer (Timelapse) Filme sind faszinierend, da sie langsame Aufläufe beschleunigen und manchmal erst sichtbar machen. Normalerweise montiert man eine Kamera auf ein Stativ und läßt per Kamerafunktion oder durch einen externen Auslöser in regelmäßigen Abständen Aufnahmen machen. Der zeitliche Abstand zwischen den Aufnahmen hängt von einigen Faktoren ab wie z.B. das zu fotografierende Ereignis, die gewünschten fps (frames per second) des Filmes und natürlich dem gewünschte Grad der Beschleunigung. Mit einem Abstand von 1s zwischen den Aufnahmen und einer wiedergabe mit 25 fps werden die fotografierten Abläufe im späteren Film 25-fach beschleunigt dargestellt. Verdoppelt man die Zeit zwischen den Aufnahmen bei gleicher Aufnahmedauer, erhält man halb so viele Fotos, das fotografierte Ereignis läuft doppelt so schnell ab und der produzierte Film ist nur halb so lang (gleiche fps vorausgesetzt).Was benötigt man?
Prinzipiell reicht folgendes Equipment:- Eine Kamera mit Intervallfunktion, die automatisch im Sekunden- oder Minutenabstand auslöst;
- Eine mechanische Eieruhr (Timer);
- Eine Software, die aus den Einzelaufnahmen einen Film macht.
Wozu die Eieruhr?
Montiert man die Kamera normal auf ein Stativ, zeigt der produzierte Film - ohne weiteres Zutun - immer den gleichen Bildausschnitt.Will man im späteren Film einen Kameraschwenk sehen, könnte man die Kamera auf dem Stativ zwischen jeder Aufnahme ein kleines Stückchen weiterdrehen.Wer seine Zeit sinnvoller verbringen will, kann dies von einer Eieruhr übernehmen lassen.
Man montiert die Kamera auf die Eieruhr, zieht die Uhr auf und die Kamera dreht sich einigermaßen gleichmäßig und langsam, je nach Eieruhr (z.B. 270° in 1 Stunde). Die Idee stammt nicht von mir, Google bringt zahlreiche Beispiele.
Meine Konstruktion
Die Eieruhr soll in meinem Fall einen GoPro China-Klon tragen. Ein übliches Stativgewinde (1/4"-20 UNC) in der Eieruhr erlaubt es die Kamera einfach oben in die Uhr zu schrauben. Der entsprechende Gewindebohrer war in meinem Discounter-Set schon vorhanden. Vorgebohrt wurde der Kunststoff mit 5mm.![]() |
Eieruhr mit Stativgewinde |
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Befestigung mit Stativ-Schraube |
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Das fertige Eieruhr-Stativ |
Fotos aufnehmen
Nachdem die Kamera erfolgreich auf die Eieruhr gebastelt wurde und ausreichend Speicherplatz zur Verfügung steht sucht man sich einen passenden Standort. Die Kamera sollte möglichst waagerecht ausgerichtet sein und das während der Drehung auch bleiben. Dann die Eieruhr aufziehen, die Intervall-Aufnahmefunktion der Kamera einstellen (z.B. Intervall 5s), starten und warten.Wie mache ich aus den einzelnen Fotos einen Film?
Hat man nun alles erfolgreich zusammengebaut und nach dem ersten Versuch ein paar Hundert oder Tausend Aufnahmen auf der Speicherkarte fehlt nur noch die Fotos in einen Film zu verwandeln.
Es gibt sicher viele Möglichkeiten, ich habe den Film mit dem kostenlosen VirtualDub erstellt. Hier nur kurz wie man vorgehen kann oder sollte:
- Bilder laden
Alle Fotos müssen im gleichen Verzeichnis liegen und fortlaufend nummeriert sein.
File → Open video file... (ja!) und nur das erste Bild der Serie zum Öffnen wählen. VirtualDub lädt alle weiteren Bilder automatisch anhand der fortlaufenden Nummerierung. - Ausgabeformat einstellen
Per Video → Compression... einen passenden codec auswählen (z.B. H.264). Macht man dies nicht, speichert VirtualDub das Ergebnis unkomprimiert und die Datei wird entsprechend riesig. - Filter anwenden (optional)
Per Video → Filters... folgende sinnvolle Filter hinzufügen (Reihenfolge!)
resize: wandelt die meist zu hoch auflösenden Fotos der Kamera in HD oder eine noch geringere Auflösung. Die Originalfotos bleiben unangetastet. Man kann also mit niedriger Auflösung anfangen und zum Schluß eine hochauflösende Version produzieren.
interpolate: "Scale framerate by 2, linear blending" berechnet Zwischenbilder und verdoppelt in diesem Beispiel die Anzahl der frames (Einzelbilder) um einen "flüssigeren" Film zu erhalten.
sharpen: Schärft... - Ergebnis speichern
File → Save as AVI
Warten....fertig.
Noch ein paar Anmerkungen
- Die Eieruhr trägt keine >1kg Spiegelreflex Kamera. Eine kleine Actioncam (GoPro oder ein China-Klon) sind ideal;
- Eine digitale Eieruhr wird zu eher schlechten Ergebnisses führen;
- Stellt man das Intervall auf 1s und die Eieruhr auf 1h nimmt man bis die Uhr abgelaufen ist 3600 Fotos auf. Je nach eingestellter Auflösung der Kamera kommt da einiges zusammen auf der Speicherkarte (z.B. ~3MB pro Foto ergeben ~10GB Daten);
- Wer täglich Zeitrafferaufnahmen mit der Spiegelreflex macht kommt schnell an die geschätzte Lebensdauer des mechanischen Verschlusses (eine Actioncam oder Kompaktkamera hat normalerweise keinen mechanischen Verschluss);
- Je nach Aufnahmesituation sollten Belichtung und Fokus fest eingestellt werden, damit die Kameraautomatik zwischen den Aufnahmen nicht nachregelt.
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